Fiebermittel für Kinder ausverkauft: Säfte und Zäpfchen nicht lieferbar
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25. Juli 2022, 11:57 Uhr
Wenn kleine Kinder jetzt krank werden und Fieber bekommen, haben viele Eltern ein Problem: Die bekannten Fiebermittel gibt es in der Apotheke nicht, auch nicht auf Bestellung. Auch ein Durchfallmittel ist ausverkauft.
Die Eltern müssen mit den Kleinen zu Hause bleiben und können nicht arbeiten oder in den Urlaub fahren. Jetzt im Hochsommer sind ungewöhnlich viele Kinder krank. Oft sind es Magen-Darm-Infekte, aber auch Atemwegserkrankungen müssen derzeit von Kinderärzten häufig behandelt werden. Dazu kommt für die Eltern oft noch ein zusätzliches Problem: Viele der gewohnten, rezeptfreien Medikamente sind einfach nicht zu bekommen.
Diese Fieber- und Durchfallmittel sind knapp
Viele der bekannten Fiebersäfte für Kinder haben Apotheken aktuell nicht vorrätig und können diese auch nicht nachbestellen. Stefan Fink vom Thüringer Apothekenverband sagte MDR JUMP:
Bildrechte: Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDAWir haben die seltsame Situation zurzeit, dass Ibuprofen in Darreichungsform als Saft von mehreren Herstellern nicht lieferbar ist. Und bei Paracetamol als Saft gibt es auch immer wieder mal Probleme.
Eltern müssten dann auf Zäpfchen mit den genannten Wirkstoffen ausweichen. Deren Anwendung sei aber vor allem bei kleinen Kindern aber nicht immer ganz einfach, sagt Stefan Fink. Selbst die Zäpfchen mit fiebersenkenden Mitteln sind in manchen Regionen nicht immer leicht zu bekommen. Auch die vielen Eltern bekannten Durchfallmedikamente Elotrans und Oralpädon (beide vom Hersteller Stada) sind aktuell oft nicht lieferbar. Das melden die Apothekerverbände von Thüringen und Sachsen. Die Mittel enthalten einen Mix aus Glucose und verschiedenen Salzen, der in Wasser aufgelöst wird. Das Medikament ist vor allem für kleine Kinder wichtig, die bei Durchfallerkrankungen viel Wasser und wichtige Mineralstoffe verlieren.
Ein Hersteller ist ausgestiegen, größere Nachfrage wegen Infektionswelle
Veronika Simon aus der SWR Wissenschaftsredaktion hat zu den Gründen für die Medikamentenknappheit recherchiert. Sie sagt:
Zum einem hat sich ein wichtiger Hersteller von Paracetamolsäften gegen Fieber aus dem Geschäft zurückgezogen. Die anderen Produzenten sind dann nicht mehr hinterhergekommen und konnten das nicht so schnell kompensieren. Deshalb sind viele Kunden umgeschwenkt auf Säfte mit dem Wirkstoff Ibuprofen. Die hohe Nachfrage hier überforderte dann wiederum deren Produzenten und Lieferanten.
Daraufhin hätten vermehrt Eltern und auch Kinderärzte zu Zäpfchen als Alternative zum Fiebersaft gewechselt. Die wurden daraufhin auch knapp.
Bildrechte: IMAGO / GreatstockDazu kommt, dass es diesen Sommer eine recht große Infektionswelle auch bei den Kindern gibt. Corona ist da nur ein Thema. Es bekommen also einfach mehr Kids Fieber.
Auch bei den Durchfallmedikamenten könnte vor allem eine deutlich höhere Nachfrage als sonst zu den Engpässen geführt haben. Viele Eltern packen Elotrans und Co. in die Reiseapotheke. Kathrin Quellmalz vom Sächsischen Apothekenverband sagte MDR JUMP:
Nach eigenen Beobachtungen in den Apotheken haben Magen-Darm-Infekte nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen zugenommen und sind saisonal im Sommer häufig.
Zudem werden die Durchfallmedikamente auf TikTok, Instagram und in anderen sozialen Netzwerken seit Monaten schon als Anti-Kater-Mittel angepriesen. Dafür müsse nur das Pulver vor dem Trinken oder dem Schlafen mit Wasser eingenommen werden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führt online eine aktuelle Liste der gemeldeten Lieferengpässe für Arzneimittel und gibt dort in Kurzform auch die Gründe dafür an.
Es könnte noch einige Zeit dauern, bis Fieber- und Durchfallmittel wieder ohne Engpässe erhältlich sind
Laut dem zuständigen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wird sich die Lage bei den Fiebersäften und –zäpfchen bald verbessern. Man sei in Kontakt mit den verbleibenden Lieferanten, sagte ein Sprecher dem SWR:
Es sei absehbar, dass diese Lieferanten in den kommenden Wochen und Monaten ihre Lieferung soweit steigern könnten, dass sie bis zum Herbst den Ausfall des ausgestiegenen Produzenten kompensieren können. Insgesamt müssten dann also wieder genug fiebersenkende Mittel zur Verfügung stehen.
Ein Sprecher des Herstellers Stada sagte zur Liefersituation bei den Durchfallmedikamenten:
Wir arbeiten mit Hochdruck an Nachschub und bekommen wöchentlich neue Ware, die wir an Apotheken ausliefern.
Das Mittel werde von einem Lohnhersteller in Deutschland hergestellt. Bei diesem habe man bereits angefragt, die Produktion des Medikaments zu erweitern.
Auf diese Alternativen können Eltern im Notfall zurückgreifen
Apotheken können bei Lieferproblemen aushelfen, wenn Eltern Medikamente für ihre Kinder brauchen. Veronika Simon sagt:
Es ist auch möglich, dass die Apotheken die Säfte selbst herstellen. Das entsprechende Rezept kann man sich beim Kinderarzt ausstellen lassen.
Das ist dann in der Regel etwas aufwendiger als der Kauf der bekannten Fiebersäfte. Auch bei den Durchfallmitteln helfen die Apotheken. Sie können die Elektrolytlösungen oder entsprechende Pulver zum Lösen in Wasser auch selbst herstellen, sagt Stefan Fink vom Apothekerverband Thüringen.
Bildrechte: IMAGO / Westend61Die Grundstoffe für die Herstellung nach WHO-Rezeptur sind derzeit erhältlich. Die Apotheker können alternativ auch Eltern Tipps geben, wie diese den richtigen Mix aus Zucker, aus Natrium- und Kaliumsalzen auch selbst herstellen können.
Diese Alternativen schmecken möglicherweise nicht so gut wie Elotrans (nach Zitronen-Eistee) oder Oralpädon (unter anderem mit Erdbeergeschmack). Sie wirken aber im Ernstfall genauso gut, sagt Stefan Fink.
Dieses Thema im Programm Die MDR JUMP Nachrichten | 22. Juli 2022 | 14:00 Uhr
