Eine junge Frau mit einer VR-Brille
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Studie Uni Würzburg: Mit VR gegen Höhenangst

17. Juli 2022, 11:34 Uhr

Virtual Reality ist bisher vor allem ein ziemlich ausgefallenes Hightech-Spielzeug. Doch die Computerwelten lassen sich auch einsetzen, um Menschen mit Problemen zu helfen. Zum Beispiel, um ihnen Ängste zu nehmen.

Die Zahlen sind beeindruckend: Für etwa 200 Millionen Euro soll in diesem Jahr Virtual-Reality-Gerät in Deutschland verkauft werden und in zwei Jahren soll es sogar schon eine Viertelmilliarde Euro sein, so schätzen es die Statistiker. Bekannt sind da ja vor allem die VR-Brillen, die auch im einen oder anderen Haushalt unserer Region liegen. Mit ihnen tauchen Gamer in ihre Welten ein, Drohnenpiloten genießen eine einmalige Perspektive aus Sicht ihres Fluggeräts.

Doch immer wieder werden die Brillen und die virtuellen Welten auch in der Medizin eingesetzt, etwa bei Flugangst oder Demenz. „Spinnen, Höhenangst, Flugangst: Es geht relativ gut, da virtuelle Realität zu schaffen“, erklärt der Psychologe Andreas Mühlberger von der Universität Regensburg. „Auch in der Simulation können Angstnetzwerke verändert und eine Phobie geheilt werden.“ Mühlberger nutzt die Technik schon seit vielen Jahren für die Therapie.

An der Universität Würzburg arbeiten Forschende nun daran, auch Patientinnen und Patienten mit Höhenangst zu therapieren. Ihr wichtigstes Werkzeug dabei: die Fahrt mit einem gläsernen Aufzug. Also nur virtuell, versteht sich. „Unsere Probandinnen und Probanden sollen verlernen, in der Höhe Angst zu haben“, sagt der Psychologe Martin Herrmann, der die Studie leitet.

Die ersten Zwischenergebnisse unserer Höhenangst-Studie sind wirklich beachtlich.

„Eine ehemalige Angst-Patientin ist sogar nach erfolgreicher Therapie mit einem Gleitschirm durch die Lüfte geflogen“, so Lisa Cybinski vom Studienteam. Also ganz in echt, nicht nur virtuell.

Unter professioneller Anleitung in die gefürchtete Situation

Drei bis fünf Prozent der Bevölkerung haben Höhenangst, in der Fachsprache Akrophobie genannt. Sie können ins Schwitzen geraten, anfangen zu zittern, ihr Magen und Darm spielen verrückt oder ihr Herz stolpert. Mit verschiedenen Therapieansätzen versucht man, den Betroffenen zu helfen. Expositionstherapie heißt es, wenn man sich unter professioneller Anleitung in die gefürchtete Situation begibt.

In Würzburg geht es für die Probanden am Anfang der Therapie kaum vom Boden weg. Also virtuell gesprochen, in der Realität bleiben sie ja ohnehin immer im „Cave“, dem Labor der der Psychologen. Dort streifen sie die Brille über und betreten den virtuellen Aufzug – doch bei der ersten Fahrt kommen die meisten Probanden nach Angaben der Psychologen kaum über den ersten oder den zweiten Stock hinaus. Zwei Therapiesitzungen und ein halbes Jahr später schaffen es die meisten von ihnen dann aber schon ein paar Stockwerke höher. Und einige fahren sogar hoch bis in den 49. Stock. Dort genießen sie den Ausblick von der Dachterrasse, manche von ihnen ganz nah an der Brüstung.

Warum kann das funktionieren? „Die virtuelle Situation ist zwar nicht wirklich im Sinne eines Faktums, ihre Wirkung jedoch sehr wohl“, sagt der Philosoph Tobias Holischka von der Uni Eichstätt-Ingolstadt. Das liege daran, dass Störeinflüsse von außen reduziert seien, gleichzeitig könne man sich in der dargestellten Welt bewegen und damit interagieren.

Studie läuft noch, Interessierte können sich beteiligen

Zusätzlich zur virtuellen Therapie bekommt ein Teil der Probandinnen und Probanden in Würzburg auch eine Magnetstimulation des Gehirns. Ob die wirkt, weiß man aber noch nicht. Die Studie läuft noch und nicht einmal die Forschenden wissen, ob eine Testperson gerade die Magnetstimulation bekommt oder, ob nur so getan wird. Stichwort Placebo.

Das Team sucht auch noch Probandinnen und Probanden. Der Zeitaufwand für die Therapie in Würzburg beträgt insgesamt rund 7,5 Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos. Für die diagnostischen Sitzungen bekommen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sogar eine Aufwandsentschädigung von 45 EUR.

Schweizer Psychologen der Universität Basel haben den Ansatz übrigens sogar noch ein bisschen weitergetrieben: Sie haben eine Handy-App für die Expositionstherapie bei Höhenangst entwickelt. Die funktioniert auch per virtueller Realität. Dafür braucht man aber keine teure Brille, sondern man kann das eigene Smartphone einfach in eine Papphalterung einspannen. Allerdings sollte die App nach Angaben der Macherinnen und Macher nur in leichten Fällen ohne medizinische Begleitung eingesetzt werden.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP am Wochenende | 17. Juli 2022 | 17:37 Uhr

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