Schulanfänger üben das sichere Überqueren einer Straße. Hier bei der landesweiten Aktion Brems dich! Schule in Nordrhein-Westfalen.
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Sicherer Schulweg: Mit diesen Tipps kommen Kinder gut zum Unterricht

24. August 2022, 11:06 Uhr

Nach sechs sonnigen Wochen Sommerferien startet die Schule bei uns wieder. In Sachsen-Anhalt geht es schon am Donnerstag los, in Sachsen und Thüringen dann am Montag.

Viele Erstklässler machen sich zum ersten Mal auf den Schulweg und werden häufig von ihren Eltern, Großeltern oder großen Geschwistern begleitet. Dabei können alle gemeinsam üben, was für einen sicheren Schulweg wichtig ist. Diese Regeln können Eltern auch mit größeren Kinder noch einmal durchgehen, auch wenn diese schon allein zur Schule unterwegs sind. Ein paar wichtige Dinge sind in den langen Sommerferien vielleicht vergessen worden.

Tipps für den sicheren Schulweg

Diese vier wichtigen Regeln für den Schulweg können Schüler und Eltern immer wieder gemeinsam durchgehen und üben:

  • Wo gehe ich über die Straße? Dafür sollte immer nur ein dafür vorgesehener Übergang genutzt werden wie eine Ampel oder ein Zebrastreifen. So kommen Kinder nicht in Versuchung, an unsicheren Stellen die Straße zu überqueren.
  • Wann gehe ich über die Straße? Bei einer Ampel nur, wenn die Grün zeigt und das Kind auch noch zweimal nach und rechts geschaut hat. Auch am Zebrastreifen sollten Kinder erst dann loslaufen, wenn sie sich vergewissert haben, dass alle Autos wirklich anhalten.
  • Warum überquere ich nicht zwischen Autos die Straße? Das ist laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat eine der häufigsten Ursachen bei Unfällen mit Kindern im Straßenverkehr. Kinder werden von Autofahrern nur schwer gesehen, wenn sie zwischen dem Heck eines Autos und der Front eines anderen stehen. Das gilt besonders, wenn beide Autos höhere SUVs sind.
  • Was ist wichtig? Beim Ablaufen des Schulwegs könnten Eltern auch einen Perspektiv-Wechsel mit den Kindern machen. Statt den Erwachsenen führen die Kinder bis zur Schule und zurück. Sie erklären den Großen dabei, was wichtig ist und wo es gefährlich sein könnte. Dabei können Eltern feststellen, ob ihre Kinder alle Gefahren richtig einschätzen und mögliche Fehler noch einmal in Ruhe besprechen.

Ein Schulkind mit Fahrrad ist hinter einem Auto eher schwer zu sehen.
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Damit morgens hin zur Schule und zurück möglichst nichts passiert, haben viele Kommunen einen sogenannten Schulwegeplan veröffentlicht. Das ist sozusagen der offizielle und sichere Weg. Der sieht aus wie ein Stadtplan, auf dem Haltestellen, sichere Überwege und auch 30er-Zonen gekennzeichnet sind. In Sachsen kümmern sich die Schulträger um die Schulwegpläne, also unter anderem Städte und Gemeinden. In Thüringen müssen dafür die Schulen selbst aktiv werden und bekommen dabei Unterstützung von der Landesregierung. In Sachsen-Anhalt gibt es das gemeinsame Projekt „Schulwegpläne“ der Landesregierung und der Landesverkehrswacht Sachsen-Anhalt. Viele Gemeinden und Städte, die Schulen selbst oder die Verkehrswacht vor Ort bieten zudem Schulweg-Training an.

Familien-Passwort vereinbaren

Für Eltern sind Gefahren durch Autos oder zu schnelle Radfahrer nur die eine große Sorge, wenn ihre Schulkinder unterwegs sind. Sie fürchten auch, dass Fremde ihr Kind ansprechen und mitnehmen könnten. Solche Fälle sind statistisch extrem selten. Trotzdem ist die Angst verständlicherweise da. Die kann aber etwas kleiner werden, wenn Eltern ihre Kinder gut auf Situationen mit Fremden vorbereiten und Regeln vereinbaren:

  • Abstand halten – zu Fremden und zu Autos. Wer Kinder respektiert und wirklich nur etwas fragen will, hält den Abstand auch ein. Für alle anderen Fälle bringt der Abstand wertvolle Zeit zum Weglaufen.
  • Zufluchtspunkte kennenlernen. Im Ernstfall kann ein Kind zum nächsten Bäcker und Lebensmittelladen oder in das nahe Friseurgeschäft gehen und dort um Hilfe bitten. Solche Punkte können beim Schulwegtraining mit gezeigt werden. Eltern können ihren Kindern auch beibringen, sich von einem gestressten Ladenbesitzer nicht abwimmeln zu lassen. Dazu gehört, laut und verständlich um Hilfe zu bitten oder darauf zu bestehen, dass beispielsweise die Friseurin eingreift.
  • Familien-Passwort vereinbaren. Das kann ein Wort aus dem letzten Urlaub sein oder ein Lieblingsfilmheld der Familien. Wenn das Fremde nicht kennen, laufen Überzeugungsversuche wie „Deine Mama liegt im Krankenhaus und ich soll dich hinfahren!“ ins Leere.
  • Fremde immer mit „Sie“ ansprechen lassen. Ruft ein Kind „Lassen SIE mich los!“ werden Passanten eher aufmerksam als bei einer Du-Ansprache. Letzteres könnte auch nur ein ganz normaler Konflikt zwischen Eltern und Kind sein.

Zu einer guten Vorbereitung gehört auch, als Erwachsener realistisch zu bleiben und keine Ängste zu schüren. Ein gesundes Selbstbewusstsein bringt aus Sicht von Verkehrssicherheitsexperten Kindern mehr als die Angst vor einer unbekannten Situation.

Kontaktdaten mitgeben

Schulkind schreibt mit Bleistift in ein Heft (Symbolbild)
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Es muss nicht immer gleich ein Unfall mit einem Auto sein. Manchmal stürzen Kinder auch auf dem Weg zur Schule und brauchen Hilfe. Für solche Fälle ist es aus Sicht von Verkehrssicherheitsexperten sinnvoll, dem Kind die Kontaktdaten der Eltern mitzugeben. Das klappt am besten mit einem Brustbeutel mit Sichtfenster, in dem die Kontaktdaten der Eltern hinterlegt werden. Auch die Ansprechpartner in der Schule können für den Notfall für mögliche Helfer im Brustbeutel aufbewahrt werden. Lehrer oder Erzieher können dann den Kontakt zu den Eltern herstellen.

„Bitte aufs Elterntaxi verzichten!“

Zum Schulanfang haben mehrere Verbände Eltern aufgefordert, Kinder den Schulweg wenn möglich allein zurücklegen zu lassen. Das gilt natürlich nur, wenn diese nach ausreichendem Üben wirklich sicher unterwegs sind. Der Verband Bildung und Erziehung, das Deutsche Kinderhilfswerk und der ökologische Verkehrsclub schrieben dazu in einer gemeinsamen Mitteilung:

Ein aktiver Start in den Tag fördert ihre körperliche und geistige Entwicklung und sorgt dafür, dass sie im Unterricht entspannter sind und sich besser konzentrieren können. Die Kinder lernen dabei, sich selbstständig und sicher im Verkehr zu bewegen.

Für die Entscheidung „Allein gehen lassen oder begleiten?“ ist entscheidend, ob das Kind alle wichtigen Sicherheitsregeln verstanden hat und auch einhält. Also schaut es beispielsweise vor dem Überqueren der Straße in beide Richtungen, am besten je zweimal? Nutzt es Fußgängerüberwege oder Ampeln? Lässt es sich nicht ablenken? Eltern können am Anfang ihr Kind auch mit etwas Abstand begleiten, wenn das allein unterwegs ist.

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.

Dieses Thema im Programm MDR JUMP AM ABEND | 23. August 2022 | 19:50 Uhr