#miteinanderstark Corona: Viele Freiwillige helfen der Tafel im Harz
Hauptinhalt
Wegen des Coronavirus mussten viele Tafeln im Land schließen. In Quedlinburg und der Umgebung ermöglichen nun freiwillige Helfer die Verteilung von gespendeten Lebensmitteln an bedürftige Menschen. Die Tafeln sind überrascht von der Welle der Solidarität.

Normalerweise stapeln sich im Lager der Tafel in Quedlinburg die Lebensmittel in Plastikkisten. Ein Teil wird gekocht, ein Teil einfach so an die Menschen verteilt, die zur Tafel kommen, weil sie sich Lebensmittel im regulären Handel nicht leisten können.
Aber seit sich das Coronavirus ausbreitet, sind viele Tafeln in Sachsen-Anhalt geschlossen und die Menge der gespendeten Lebensmittel ist zurückgegangen. Im Harz greifen nun viele freiwillige Helfer der Tafel unter die Arme. Damit hatten die Tafel-Mitarbeiter nicht gerechnet:
Der Wahnsinn. Das hätte ich gar nicht gedacht, dass sich so viele anmelden und das wirklich so viele helfen wollen.
Im Landkreis gibt es rund 1.400 Menschen, die auf die Lebensmittelspenden angewiesen sind. 25 Helfer haben sich bisher angemeldet, die Lebensmittel an die Bedürftigen zu verteilen.
Freiwillige liefern Lebensmittel direkt aus
Nun packt Alexandra Schulze mit ihren Mitarbeitern am Morgen Lebensmittelpakete für jeden Haushalt, schreibt Adressen darauf und übergibt sie an einen der freiwilligen Helfer. Die machen sich dann – oft mit ihrem privaten Auto – auf den Weg und stellen die Pakete vor der jeweiligen Haustür ab. Bisher werden 60 Haushalte angefahren. "In der Ecke Osterwieck haben sich ganz viele Helfer, aber noch gar keine angemeldeten Bedürftigen. Es ist natürlich schade, aber lieber so rum als andersherum", sagt Alexandra Schulze.
Der Lieferservice der Tafel ist erst am Montag gestartet. Die Tafel geht davon aus, dass sich viele Bedürftige noch melden werden, die sonst direkt zu den Lebensmittel-Ausgabestellen kommen. Mit dem Freiwilligen-Lieferservice könnten ungefähr 150 Menschen versorgt werden, schätzt Sabine Herforth von der Arbeiterwohlfahrt, die das Projekt koordiniert. Auch sie ist von der Resonanz auf die Aktion beeindruckt:
Das Spannende bei den Freiwilligen ist: Die Hälfte davon sind tatsächlich noch berufstätig. Einige arbeiten in Schichten. Sie möchten sich unbedingt einbringen, sie möchten etwas zurückgeben.
Inzwischen ist auch die Menge der Lebensmittel, die der Tafel von den Supermärkten gespendet werden, zumindest im Harz wieder etwas gestiegen. Als die Corona-Krise Mitte März begonnen hatte, seien die Spenden zunächst stark zurückgegangen, sagt Sabine Herforth. Wegen der Hamsterkäufe seien vor allem lange haltbare Lebensmittel wie Nudeln rar. Dennoch: Mittlerweile habe sich die Spenden-Lage entspannt.
Zusätzliches Angebot: Einkaufshilfe
Weil vor allem Rentner zur Corona-Risikogruppe gehören, bieten Tafel und Arbeiterwohlfahrt außerdem einen Einkaufsservice an: Rentner können sich bei der Tafel melden; diese vermittelt dann einen Helfer, der den Einkauf übernimmt. Einige der beteiligten Supermärkte packen sogar schon die Bestellung zusammen, sodass der Einkauf vom Helfer nur noch abgeholt werden muss. Allerdings funktioniert die Bezahlung oft nicht kontaktlos – viele der älteren Menschen nutzen noch immer Bargeld.
Sabine Herforth und Alexandra Schulze gehen davon aus, dass Spenden-Lieferungen und das Einkaufs-Angebot in den nächsten Wochen öfter in Anspruch genommen werden wird. Alexandra Schulze hofft, dass die Unterstützung anhält: "Wir freuen uns darüber, und die Leute können auch gern nach der Corona-Krise weiter mithelfen."
Newsletter: Das Corona-Daten-Update
Wir haben einen neuen Newsletter gestartet: Ihr Update zur Corona-Lage in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen: Was am Tag wichtig war, was für Sie morgen wichtig wird – täglich 20 Uhr. Hier geht es zur Anmeldung:
Über den Autor
Roland Jäger arbeitet seit 2015 für den Mitteldeutschen Rundfunk – zunächst als Volontär und seit 2017 als Freier Mitarbeiter im Landesfunkhaus Magdeburg. Meist bearbeitet er politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Themen – häufig für die TV-Redaktionen MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE und Exakt - Die Story, auch für den Hörfunk und die Online-Redaktion. Auf Twitter ist er unter @roland__jaeger zu finden.
Vor seiner Zeit bei MDR SACHSEN-ANHALT hat Roland Jäger bei den Radiosendern Rockland und radioSAW erste journalistische Erfahrungen gesammelt und Europäische Geschichte und Germanistik mit Schwerpunkt Medienlinguistik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg studiert.
Quelle: MDR/rj
Dieses Thema im Programm MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 01. April 2020 | 19:00 Uhr